Die Grüne Hölle mit dem Rennrad!

Nürburgring und Fahrrad? Geht das überhaupt zusammen?Wolfgang Schaffers stellt sich den Fragen der Presse.

Der Corona – Virus hat leider auch Auswirkungen auf diese, und kommende Ausgaben der Stadtbund Nachrichten. Schützenfeste, Schiesswettbewerbe und sonstige Veranstaltungen rund um unser geliebtes Schützenwesen liegen für die nächsten Monate brach. Wie auch immer, auf unsere Zeitung möchte, und soll niemand verzichten. Zeit genug ein Vorhaben umzusetzen, das schon länger in meinem Kopf schlummerte. Werfen wir gemeinsam doch den ein oder anderen Blick über den Tellerrand hinaus. Beleuchten das ein oder andere recht außergewöhnliche Hobby des ein oder anderen Schützenbruders. Ebenso werden wir in loser Reihenfolge einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Den Anfang macht Wolfgang Schaffers, seines Zeichens Stellvertretender Präsident der St. Antonius – Gilde. In gemütlicher Runde erzählte er mir das er beim jährlichen Stadtbundfest nicht zugegen ist. Der Grund? Das 24 Stunden Radrennen auf dem Ring. Jawohl, richtig gelesen: Dem Nürburgring; 24 Stunden; Rund um die Uhr; Bei Tag und bei Nacht; Recht gemächlich den Berg hinauf; sehr rasant den Berg hinab; alles mit dem Rennrad!

Schwalbenschwanz, Fuchsröhre, Flugplatz, Karussell, Döttinger Höhe, Hohe Acht, um nur einige wenige zu nennen. Namen die, nicht nur, jedem Rennsportenthusiasten geläufig sind. Und ein Schützenbruder aus Kevelaer ist dabei. Wenn das nicht genügend Gründe sind….

SB-N:

Hallo Wolfgang, erst einmal besten Dank, dass du dir die Zeit für ein kleines Interview nimmst. Wie schon am Anfang bemerkt wollen wir, die Stadtbund Nachrichten, in unseren Berichterstattungen verstärkt mit dem Blick am VISIER vorbeischauen. Ich wurde direkt hellhörig als du von deiner Teilnahme am 24 Stunden Rennen Rad am Ring erzähltest. Okay, dass du die ‚Grüne Hölle‘ mit Muskelkraft bewältigen musstest hatte ich nicht ansatzweise auf dem Schirm. Im Nachhinein zollt das aber jede Menge Respekt von mir. Immerhin fast 18% Steigung mit dem Rennrad, ohne Strom, fordern schon den ganzen Schützenbruder. Wie bist du in diese Geschichte eingestiegen?

Wolfgang:

2012 beschlossen meine Kollegen ein Team beim 24 Stunden Rennen Rad am Ring, abgekürzt RaR zu melden. Wir hatten das Ziel 24 Runden in 24 Stunden zu schaffen. Eine Runde ist ungefähr 26 km lang und ich dachte mir, das ist ja kein Problem, das schaffe ich doch auch mit meinem Trekkingrad, bis ich das erste Mal in der ‘Grüne Hölle’ gefahren bin. Zum Glück gab es die Möglichkeit, vorher mal zwei Stunden Freitagsabends von 19:30 Uhr bis 21:30 Uhr die Strecke kennen zu lernen. Du kannst Dir nicht vorstellen, welche böse Überraschung ich dabei erlitten habe. Ich war vorher noch nie auf dem Nürburgring gewesen und hatte, bevor ich meine Überlegungen mit dem Trekkingrad angestellt hatte, mir auch das Profil der Grünen Hölle nicht angesehen. Nachdem ich gefühlt die Hälfte der 26 km das Rennrad geschoben habe, wusste ich, wie ich in den nächsten Wochen meine Freizeit verbringen würde, Rennradfahren!

SB-N:

Das kann ich mir bildlich vorstellen. Deinem Erstaunen nach entnehme ich, dass du nicht unbedingt ein ‚Ringkenner’ bist, oder warst?

Wolfgang:

Nein, war absolut kein Ringkenner, sonst hätte ich für mich nicht gedacht, dass es eine Kleinigkeit sein muss, 26 km in einer Stunde zu fahren. Ist es ja auch, aber eben nicht auf dem Nürburgring.

SB-N:

Aber ein paar Fragen vorab. Wie lange fährst du schon Renn- oder Treckingrad?

Wolfgang:

Ich bin erst zu Rad am Ring im April 2012 mit dem Rennradfahren angefahren und bis heute dabei geblieben.

SB-N:

So eine Herausforderung kommt ja nicht von ungefähr. Hast du vorher schon längere Strecken bewältigt? Wir, als Flachlandtiroler, finden solche Anhöhen ja nicht um die Ecke.

Wolfgang:

Nein, ich war vor 2012 keine längeren Strecken gefahren. Ich war ja nie vorher Rennrad gefahren! Zur Vorbereitung sind meine Kollegen und ich dann aber aktiv geworden. Wir sind dann u.a. auch von Mönchengladbach nach Aachen gefahren und haben dort im Dreiländereck, in der Region Valkenburg versucht, Bergkilometer in die Beine zu kriegen. Ein Kollege hat dort Studiert und er kannte schöne Strecken unter anderem über den Caulberg, Wolfsberg, Loorberg, Camerig und den Keutenberg. Kennern des Radsports sind diese Anstiege bekannt, denn auf diesen Strecken wird auch jährlich das Amstel-Gold-Race ausgefahren und dort habe ich versucht, die ‘Hügel’ zu erklimmen.

SB-N:

Respekt. Gerade erst auf eine Rennmaschine geklettert, und dann direkt auf de Rennstrecke. Die Schwierigkeit bei den Anstiegen kann sich wahrscheinlich jeder recht gut vorstellen, aber was ist mit den Abfahrten? Gerade bei Nacht stelle ich mir das noch mal so schwierig vor. Gut ausgeleuchtet ist die Strecke doch bestimmt nicht.

Wolfgang:

Die Nordschleife ist nur an den zwei gefährlichsten Stellen beleuchtet, der Rest ist Unbeleuchtet. An den Anstiegen ist es auch nicht kritisch, sondern nur bei den Abfahrten. Jede Fahrerin beziehungsweise jeder Fahrer muss mindestens eine Rückleuchte haben. Die Beleuchtung vorne ist jedem selbst überlassen. Aber ich habe kein Fahrrad gesehen, welches nicht beleuchtet war. Mit den Voraussetzungen geht es dann eigentlich auch.

SB-N:

Nürburgring ohne Rundenzeit? Das geht nicht. Jetzt mal direkt nachgefragt. Hast du deine Zeiten noch im Kopf? Wurdest du von Jahr zu Jahr besser, sprich schneller?

Wolfgang:

Jetzt geht es aber ans Eingemachte. Dazu muss ich sagen, dass wir 2012 angetreten waren um 24 Runden in 24 Stunden zu fahren. 2012 haben wir 23 Runden geschafft, aber die 24. Runde durften wir nicht mehr anfahren. 2013 wurde das Rennen in der Nacht abgebrochen, da es so stark geregnet hat, und 2014 haben wir es endlich geschafft. 2014 habe ich für die sechs von mir gefahrenen Runden insgesamt 6 Stunden und 9 Minuten gebraucht. Die erste Runde war die Beste, dafür habe ich nicht ganz 56 Minuten benötigt. Sonst liege ich so um 1 bis 8 Minuten über einer Stunde für eine Runde. In der Nacht, bei Dunkelheit bin ich langsamer als bei Tageslicht.

SB-N:

Stehen denn jetzt noch andere Klassiker auf deiner persönlichen Liste? Sella Ronda?

Wolfgang:

2019 bin ich Sella Ronda gefahren. Obwohl es ein super Sommer war, bin ich nahezu die gesamte Strecke im Regen gefahren. Oben am Pass lag sogar noch Schnee. Bisher bin ich zweimal bei Rund um Köln mitgefahren. Aber es gibt ja noch mehr Klassiker, Hamburg, Dresden, Göttingen usw. Also ja ich möchte noch andere Strecken fahren, auch wenn ich sie nicht als Rennen fahre, sondern bei mir zählt der Olympische Gedanke, dabei sein ist alles!

SB-N:

Noch eine letzte kurze Frage: Ließ dich der Technik Teufel brav in Ruhe? Oder musstest du zwischendurch als Mechaniker einspringen?

 Wolfgang:

Nein und zum Glück auch noch keiner aus dem Team, aber der Krankenwagen ist immer im Einsatz… Selbstverständlich liegt es auch immer ein wenig an der Vorbereitung.

Du hast auf den zwei Rädern ja inzwischen schon einiges erlebt. Wir wünschen dir von dieser Stelle auch weiterhin viel Erfolg bei deinen Antritten. Nochmals vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, und uns einen Einblick in dieses Interessante Hobby erlaubtest.